
Nachdem mein letzter Eintrag etwas traurig war und ich unbedingt auch von den Glückshummeln berichten möchte, hier einer, der mich bis heute berührt.
„Wie steckst du das alles weg?“ Diese Frage bekomme ich oft gestellt. Ich kann sie nicht richtig beantworten, außer vielleicht: Ich habe so eine Box. In diese Box packe ich all die Traurigkeit. Langfristig hat das Vor- und Nachteile. Vor allem, wenn man nicht mehr weiß, was alles in der Box drin ist, sich nicht mehr erinnern kann und vor allem nicht mehr weiß, wie man sie öffnen kann. Das Resultat: Traumata und PTBS (Posttraumatisches Belastungssyndrom). Bald werde ich mehr darüber berichten.
Aber heute soll es um Annika gehen, die damals 10 Jahre alt war.
Es gab einen Tag vor 2,5 Jahren. Für mich kam er plötzlich, total unerwartet. Ich war gerade überglücklich von einer neurologischen Reha zurückgekehrt. Einige Wochen zuvor hatte ich ein großes, langjähriges Schmerzproblem gelöst, das mich über 20 Jahre begleitet hatte. Ein Tag nach meiner Rückkehr – ein wirklich sehr unangenehmes Gefühl. Angst. Aber wovor? Ich wusste es nicht. Plötzlich hatte ich eine Panikattacke nach der anderen. Aber wovor? Diese Frage stellte ich mir immer wieder. Jetzt war doch alles besser. Es wurde immer schlimmer, und ich konnte mich nicht mehr beruhigen. Tagelang. Ich suchte mir Hilfe und ging in eine psychiatrische Klinik – 8 Wochen lang. Dort wurden leider nicht die Ursachen angegangen, sondern nur die Symptome bekämpft. Kurzfristig half das, aber mittel- und langfristig wurde die Box mit der Traurigkeit und den Erinnerungen noch tiefer vergraben. Nach diesen 8 Wochen brauchte ich noch einige Monate, um wieder zu mir selbst zu finden. In dieser Zeit habe ich noch mehr gemerkt, wie viele wunderbare Menschen mich umgeben. Nun kommen wir endlich zu Annika.
Ich saß am Esstisch bei Freunden. Ich hatte so oft das Bedürfnis, alleine sein zu wollen, sah aber ein, dass es manchmal gut ist, Menschen um sich zu haben, die einen verstehen. Die Tochter meiner Freundin – Annika, damals 10 Jahre alt. Wir erklärten ihr, was mit mir los war. Und sie verstand. Sie sprang auf und sagte: „Wir machen jetzt Therapie. Ich komme gleich wieder.“ Sie brauchte eine Weile, kam dann aber zurück. Bepackt mit Stiften, Zetteln und einer Vorbereitung. Jetzt war ich doch gespannt.
Sie erarbeitete mit mir zusammen, was es im Leben gibt, was einen glücklich macht und was nicht. Natürlich kamen die meisten Vorschläge von ihr. Aber ehrlich gesagt, ist eine Welt aus Kinderaugen oft viel realistischer. Einfach. Schön. Sie stellte ganze Listen zusammen mit Dingen, die ich tun könnte, um glücklich zu sein (Teaser: Beachtet den Punkt unten auf der rechten Seite mit den Männern – vielleicht erzähle ich euch mal, wie sie mir von dem hübschen Kerl an der Bushaltestelle erzählt hat, der schien perfekt für mich).
Ich bin immer wieder dankbar, welch großartige, wunderbare Menschen mir im Leben begegnen oder mich begleiten. Jeder hat doch irgendwie seine eigene Lebensgeschichte. Warum also nicht den Weg gemeinsam gehen?
Das. Genau das verleiht mir Glückshummeln.
P.S. Ich werde berichten, was Annika später aus ihrem Leben macht. Was denkt ihr?
P.P.S.: Ihr Zwillingsbruder, Jannik, von ihm sollte ich auch mal berichten. Er hat ein genauso großes Herz wie Annika. Da lag ich mal mit Kopfschmerzen auf der Couch. Jannik, hat gerade lesen gelernt, setzte sich zu mir und laß mir vor. Einfach so.