Was euch keiner sagt

Das Gesundheitssystem.

Es ist gut, dass wir ein Gesundheitssystem haben – keine Frage. Aber manchmal frage ich mich, ob dieses System wirklich fair ist. Oder geht es am Ende doch nur darum, Profit zu machen?

Ich glaube, es gibt viele Menschen, die sich ein faires Gesundheitssystem wünschen. Menschen, die sich füreinander einsetzen und für mehr Gerechtigkeit im Umgang mit Gesundheit kämpfen. Aber was können diese Menschen tatsächlich bewegen?

Als chronisch kranke Person lernt man das Gesundheitssystem in all seinen Facetten kennen – die guten, aber auch die schwierigen Seiten. Hier teile ich ein paar Erfahrungen, die ich gerne schon früher gemacht hätte. Oder besser noch: über die ich gerne rechtzeitig informiert worden wäre – vom Gesundheitssystem selbst.

Wenn euch ein bestimmtes Thema interessiert, kommt gerne auf mich zu!

Schreibe mir eine E-mail!

Physiotherapie

In der Regel werden Physiotherapie-Rezepte für 6 oder maximal 10 Einheiten ausgestellt. Jeder Arzt hat pro Quartal ein bestimmtes Budget für seine Patienten, mit dem er haushalten muss. Aber wie ist es, wenn man chronisch krank ist und auf regelmäßige Physiotherapie angewiesen ist? Was die Krankenkassen selten verraten: Es gibt eine Langfristverordnung für Heilmittel. Hier ein Auszug von der Website der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: Diagnoseliste Heilmittel – Langfristiger Heilmittelbedarf Der Gemeinsame Bundesausschuss definiert in einer Diagnoseliste, bei welchen Erkrankungen von einem langfristigen Heilmittelbedarf auszugehen ist. Bei diesen Diagnosen ist ein Antrags- und Genehmigungsverfahren bei der Krankenkasse nicht mehr erforderlich. Ist die Erkrankung nicht auf der Diagnoseliste enthalten, kann der Patient einen individuellen Antrag bei seiner Krankenkasse stellen. Für die Genehmigung ist es jedoch entscheidend, dass die schweren, dauerhaften funktionellen und/oder strukturellen Schädigungen mit denen der Diagnoseliste vergleichbar sind. Verordnungen im Rahmen des langfristigen Heilmittelbedarfs unterliegen nicht der Wirtschaftlichkeitsprüfung. Besonderer Verordnungsbedarf In einer gesonderten Diagnoseliste vereinbaren die KBV und der GKV-Spitzenverband, bei welchen Erkrankungen Patienten oft mehr Heilmittel benötigen und daher einen „besonderen Verordnungsbedarf“ haben. Die Kosten für diese Verordnungen werden bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen aus dem Verordnungsvolumen des Vertragsarztes herausgerechnet. Das bedeutet: Es können Rezepte mit bis zu maximal 24 Einheiten ausgestellt werden. Diese Rezepte gehen nicht auf das Budget des Arztes, sondern der Krankenkassen. Das System dahinter ist jedoch viel komplexer. Es gibt eine jährliche Diagnoseliste, und es gibt einen Unterschied zwischen einem langfristigen Heilmittelbedarf und einem besonderen Heilmittelbedarf. Möchtet ihr mehr dazu wissen und erfahren, was ihr tun könnt, um regelmäßig so ein Rezept zu bekommen? Kontaktiert mich gerne. Quelle (20.08.2024): https://www.kbv.de/html/heilmittel.php

Patienten-Foren

Heutzutage ist es eine große Herausforderung, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden. Medizinische Angestellte oder Krankenkassenmitarbeiter sind nicht immer hilfreich. Ich habe oft erlebt, dass mir Krankenkassen nicht die Wahrheit darüber gesagt haben, was mir rechtlich zusteht. Selbst als ich auf das Gesetz und die entsprechenden Paragrafen verwiesen habe, blieben sie stur. Eigentlich ein Unding. Wo ich jedoch viel Unterstützung, Rat oder einfach nur Verständnis gefunden habe, sind verschiedene Patientenforen. Hat man eine Diagnose oder einen Verdacht, gibt es entweder Selbsthilfegruppen, gemeinnützige Vereine oder eben Patientenforen. Hier schließen sich meist Patienten wie du und ich zusammen. Ich muss zugeben – ich bin noch bei Facebook angemeldet, wegen der Gruppen. Genau dort habe ich den meisten Austausch mit Menschen gefunden, die ähnliche Diagnosen haben. Je nach Diagnose lohnt es sich tatsächlich auch, in internationalen Gruppen nach Antworten zu suchen. Es ist natürlich kein Ersatz für einen Arztbesuch, aber hier haben meine ersten Recherchen begonnen. Eine Freundin sagte einmal zu mir: "Warum übernimmst du denn die Arbeit des Arztes?" Daraufhin kann ich nur antworten: Je besser man sich selbst mit seiner eigenen Situation auseinandersetzt, desto eher findet man den richtigen Weg für sich. Wenn ihr Fragen zu Vereinen, Gruppen oder Foren habt, meldet euch gerne bei mir.

Arztbriefe

Arztbriefe: unvollständig, fehlerhaft oder gar „unsichtbar“ Arztbriefe sind für Patienten von großer Bedeutung. Zum einen für die Weiterbehandlung bei anderen Ärzten, zum anderen verlangen Krankenkassen und Ämter immer öfter ausführlichere Arztbriefe, um ein Hilfsmittel, einen Schwerbehindertenausweis, einen Pflegegrad oder einfach nur einen Zuschuss für Fahrtkosten zu erhalten. Ärzte werden jedoch in der Regel für das Erstellen eines Arztbriefes kaum bis gar nicht bezahlt. Aufgrund des Personalmangels wird dieses Thema zunehmend komplexer. Ich habe unzählige Arztbriefe erhalten, die von Rechtschreibfehlern übersät waren und sogar falsche medizinische Aussagen enthielten. Einmal wurde in einem Brief meine Symptomatik eines erhöhten Hirndrucks mit der eines zu niedrigen Hirndrucks schlicht verwechselt – fatal. Grundsätzlich hat man als Patient nicht das Recht, einen Arztbrief ändern zu lassen, aber der Aussteller ist verpflichtet, die richtigen Angaben zu machen. Ein häufiger Streitpunkt. Hinzu kommt, dass manche (Fach-)Ärzte trotz mehrfacher Bitten einfach keinen Arztbrief ausstellen. Ich habe sogar schon selbst Arztbriefe verfasst – kein Scherz. Allerdings nur als Entwurf, den ich dem Arzt zur Verfügung gestellt habe. Der Arzt hatte dann die Möglichkeit, den Entwurf anzupassen und zu unterschreiben. Ich habe festgestellt: Das geht schneller, und die Arztbriefe enthalten weniger Fehler. Keine ideale Lösung, aber einen Versuch wert!